Ein Buch als Selfpublisher (also im Selbstverlag) herauszubringen ist ein ganz besonderes Abenteuer, finde ich. Bei kaum einem anderen Projekt habe ich so viel gelernt, wie bei diesem: Neues ausprobieren, positiv denken, Zweifel überwinden, Geduld üben, über sich selbst hinauswachsen, Dranbleiben, sich Hilfe holen, mit Absagen fertig werden, sich überwinden, alleine und mit Hilfe anderer weitermachen. so lange, bis es fertig und veröffentlicht ist:
Januar 2024: Die erste Idee
Diesen Ratgeber „Mein Krisen-Set“ gibt es, weil ein Freund von mir eines Tages völlig verzweifelt vor meiner Tür stand und mich um Hilfe bat. Und weil er – nachdem ich ihm aus seiner akuten mentalen Krise herausgeholfen hatte – gefragt hat, was genau ich denn da mit ihm gemacht hatte. Das habe ich bereits in diesem Blogartikel beschrieben.
Februar 2024: Alles einfach mal aufschreiben…
Das Schreiben an sich, ist für mich kein Problem gewesen: Ich hab direkt innerhalb von 24 Stunden ca. 17 Seiten einfach heruntergeschrieben und innerhalb einer Woche in ein Manuskript verwandelt. Ursprünglich wollte ich einen 40-Seiten-Ratgeber daraus machen, erkannte aber schnell, dass meine Art, dieses Thema zu beschreiben, mehr Raum braucht. Ich setzte mir zum Ziel, einen längeren, aber kleinen, kompakten Ratgeber zu schreiben, der auf Basis meiner Erfahrungen direkt und praktisch dazu anleitet, sich selbst zu helfen. Den theoretischen Hintergrund kann man sich bei den Profis holen, denn Theorie überfordert nur in einer akuten Krise. Außerdem habe ich auf diesem Gebiet weder ein Studium noch eine Ausbildung vorzuweisen. Mein Wissen beruht auf Erfahrung.
In dieser Phase kam mir auch die Idee, in meinen Ratgeber über QR-Codes Videos, Musik und andere Downloads anzubieten.
Dann recherchierte ich im Internet und fragte alle, die ich kannte, danach, wie man ein Buch schreiben und veröffentlichen kann. Einiges erschien mir einfach, vieles machbar und einiges unmöglich. Ich wollte es trotzdem versuchen.
März 2024: Noch’n Ratgeber? Und den von mir?!??
Nachdem ich ca. 50 Seiten geschrieben hatte, kamen mir die ersten ernsthaften Zweifel: Wer bin ich denn, dass ich anderen den Weg aus mentalen Krisen weisen könnte? Schließlich bin ich weder medizinisch noch psychologisch ausgebildet. Und überhaupt: Wieso sollte jemand so einen kleinen Ratgeber kaufen? – Es gibt doch schon so viele! Und die sind alle von psychologisch ausgebildeten Fachkräften. Wen interessiert denn so ein kleines Buch? Insbesondere, wenn es von mir kommt? Das ist alles nur eine Schnapsidee! Irgendwann meinte jemand, Friseure gäbe es auch wie Sand am Meer – aber da geht man auch nicht zu jedem, sondern dorthin, wo’s passt. Das bewegte mich dazu weiterzumachen.
April 2024: Was denn noch?
Ich erinnere mich, dass in dem Monat meine Stimmung, meine Arbeitsmoral und die Ereignisse um mich herum genau so wechselhaft waren wie das Wetter. Es war quasi alles dabei und fühlte sich an wie eine Achterbahnfahrt, die kein Ende nehmen wollte.
Mai 2024: Kreative Pause
Foto-Session mit Susan Graul im Rahmen ihres Projekts „Stunning Edges 50 over 50“ – ganz nebenbei entstand da mein Autorenfoto:

In dieser Zeit entstanden meine ersten Bilder, Listen und Videos, die ich über QR-Codes im Buch verlinken wollte, z.B. dieses hier:
Nur wusste ich da noch nicht, wo ich das alles ablegen und gut verfügbar machen könnte.
Juni 2024: Wie soll’s denn aussehen?
Eigentlich wollte ich meinen Ratgeber zu einer Art Oase machen, der schon beim Anschauen Erholung bringt. Aber mit meiner Entscheidung dafür, meinen Ratgeber im Selbstverlag herauszubringen, ergaben sich neue Schwierigkeiten. Um Lieferzeiten und Kosten so gering wie möglich zu halten, stand eins fest: alles zwischen den Buchdeckeln muss schwarz-weiß bleiben. Uff. Da war wieder so ein Punkt, wo ich dachte: „Das schaffe ich nicht. Ich werf’s hin!“
Trotzdem arbeitete ich weiter am Manuskript: Ergänzen, Feilen, Umstellen und Feinschleifen. Man kann ja nie wissen…
Juli 2024: Gestalt oder Gestalten?
Wie sollte ich bloß meinen Ratgeber gestalten? Und das nur in schwarz-weiß! Vier Leute, die ich persönlich kenne und im Grafikdesign arbeiten, fragte ich, ob sie meinen Ratgeber gestalten würden. Alle vier lehnten ab – einer prinzipiell, und die anderen drei unabhängig voneinander mit fast demselben Wortlaut: „Dein Ratgeber ist so persönlich, den musst du selber gestalten!“ Ich war fassungslos. Wie um alles in der Welt sollte ich das denn bitte machen? Selber gestalten!?
Irgendwann hatte ich endlich eine brauchbare Idee: Eine kleine gezeichnete Figur könnte die Lesenden durch den Text begleiten. Als ich während einer Autofahrt mit einer Freundin in einen Stau geriet, spannen wir diese Idee einfach weiter. Ich versuchte mich an ersten Entwürfen und Zeichnungen, war damit aber erstens überfordert und zweitens total unzufrieden.
August 2024: Textwüste und Struktur
Mein Manuskript war jetzt an dem Punkt, wo es dringend ein frischen, professionellen Blick brauchte. In den Wochen zuvor hatte ich gründlich recherchiert und mich mit mehreren Lektorinnen zu Erstgesprächen verabredet.
weil sie schon viele Sachbücher lektoriert hatte, als sie noch in einem Verlag angestellt gewesen war. Und was ich bei ihr großartig fand: sie prüfte direkt während unseres Erstgesprächs, ob mein Arbeitstitel „Ich kann Krise“ schon im VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) gelistet war. Ergebnis: Nein! Das machte mich zuversichtlich. Natalie hat ihren Job als Lektoren sehr gut gemacht. Sie hat nicht nur meinen Text gründlich gelesen, hinterfragt und mit hilfreichen Anmerkungen, guten Umformulierungen und klaren Strukturvorschlägen versehen, sondern mich auch mindestens einmal davor bewahrt, alles hinzuwerfen.
September 2024: Vergiss es!
Weitere Recherchen zu meinem Arbeitstitel ergaben, dass es zwar noch keinen Eintrag im VLB gab, wohl aber einen Podcast von Godi Hitschler. Ich fasste mir ein Herz und rief sie an – Ergebnis: sie hatte mit „Ich kann Krise“ schon eine eigene Marke kreiert und gerade ein Buch mit genau diesem Titel in Arbeit. Das war der Punkt, an dem ich alle meine Felle wegschwimmen sah und ernsthaft dachte, dass ich meinen Ratgeber komplett vergessen könnte.
Erste ernsthafte Sketch-Versuche mit Hilfe einer Freundin, die ich schon seit Jahren heimlich und offen für ihre Sketchnotes bewundert hatte. Ich versuchte, erste Ideen in Sketches zu verwandeln, war aber mit den meisten Ergebnissen überhaupt nicht zufrieden.
Oktober 2024: Irgendwie geht’s weiter
Im Herbst 2024 musste ich mehrmals selbst meinen Ratgeber konsultieren und mein Krisen-Set für mich und meine Lieben anwenden. Immerhin hat das weitere gute Ergänzungen für den Text gebracht. Aber die Zeichnerei fühlte sich für mich an wie Quälerei – ich dachte, ich pack’s nicht.
Besser wurde es erst, nachdem ich Ende Oktober den wunderbaren online Sketch Note Workshop bei Maria Luisa Engels mitgemacht hatte. Ich fühlte mich an die Hand genommen und Schritt für Schritt, Strick für Strich zu einem akzeptablen Ergebnis geführt. In diesem Workshop habe ich gesehen, dass alle anderen genauso wie ich gedacht haben, sie könnten nicht zeichnen. Und dass meine Zeichnungen nicht so schlecht waren, wie ich sie selbst gesehen hatte. Und mit jeder Skizze wurde es leichter.
November 2024: Der Weg wird klarer
Die folgenden Wochen habe ich Strich für Strich mit viel Ermutigung und tatkräftiger Hilfe von meiner Freundin doch weiter gezeichnet, skizziert, verworfen, wieder angefangen. Dabei habe ich gelernt, sowohl auf Papier, als auch auch dem iPad zu zeichnen und Sketchnote-tauglich zu schreiben.
Ein Besuch bei Freunden am Rande meiner Teilnahme an der Baumpflanzaktion von Martin Kohlstedt im Thüringer Wald zeigte mir den Weg zu weiterer Schärfung meines Profils. Sie meinten, ich solle doch endlich zertifizierte Mentale Ersthelferin werden. Nach kurzer Recherche stand fest: ich buche mir den letzten freien Platz im letzten Präsenzkurs des Jahres bei der Stelle, die als erste in Deutschland dieses Thema aufgegriffen hat.
Dezember 2024: Zeichnen und weitergehen
Neben dem für mich üblichen Advents- und Geburtstagswahnsinn habe ich in dem Dezember trotz aller Widrigkeiten und Zweifel weiter an meinem Ratgeber und dessen Vermarktung gearbeitet. Am 2. Adventswochenende absolvierte ich erfolgreich den MHFA-Ersthelfer-Kurs am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim. Damit habe ich endlich eine Bezeichnung für das, was ich schon seit Jahrzehnten immer wieder erfolgreich gemacht habe.
Außerdem eröffnete ich diverse Profile und Accounts, um meine multimedialen Angebote gut in den Ratgeber integrieren zu können.
Dass das Jahr zu Ende ging, fühlte sich für mich schon fast wie eine Wohltat an. Ich war richtig krank, konnte (zu Weihnachten!!!) nichts essen und fühlte mich elend. 2024 war eine mega-anstrengende Achterbahnfahrt sowohl was mein Buchprojekt, als auch mein Privatleben angeht. Mein Krisen-Set – ich meine hier mein persönliches Krisen-Set! – war mehrmals die Rettung. Für mich selbst genau wie für andere um mich herum. Daraus entstand der eine Satz auf der Buchrückseite.
Januar 2025: Jetzt wird’s ernst!
Um den Jahreswechsel herum wurde die Idee, meinen Ratgeber zu veröffentlichen, endlich für mich greifbar. Ich arbeitete am Text für die Buch-Rückseite und traute mich, ihn in mehreren Foren vorzustellen, um Feedback einzuholen. Meine Umfrage bei LinkedIn brachte mir nicht nur wertvolles Feedback, sondern erstmals eine Sichtbarkeit, die bis dahin nicht für möglich gehalten hatte.
Außerdem richtete ich mein Benutzerkonto bei BoD ein, was auch einige Zeit und Nerven kostete – ich war mit meiner Einrichtung direkt in eins ihrer Updates im Backend geraten. Aber kurz danach konnte ich mein Manuskript in eine ihrer Dateivorlagen laden und beginnen für den Druck zu formatieren.
Februar 2025: Wie werde ich’s verkaufen?
Neben Feinplanung, Preiskalkulation und Vorlagenerstellung bereitete ich noch schnell meine Teilnahme als Pitcherin bei der Langen Nacht der Gründerinnen BW vor – viel Sichtbarkeit zu kleinstmöglichem Preis war meine Devise. Und da begann mir auch zu dämmern, dass man als Selfpublisher auch das Marketing fürs Buch komplett selbst machen muss. Bei diesem Gedanken wurden mir noch einmal gehörig die Knie weich. Zum Glück war mir zu dem Zeitpunkt klar, dass Hinschmeißen für mich und meinen Ratgeber jetzt keine Option mehr war.
März 2025: Fertigmachen zum Probedruck!
Der März war vollgepackt mit planen, zeichnen, schreiben und posten. Das hatte sehr viel von Boden bereiten und Aussäen – also genau das, was der Bauer im Märzen so macht nach dem Rösslein einspannen. Glücklicherweise hatte ich schon in den Wochen und Monaten zuvor einiges vorbereitet.
Außerdem mussten alle Zeichnungen und Bilder in druckfertige Dateiformate übertragen und sauber abgespeichert werden. Backup und stringente Dateinamen bringen wirklich Punkte.
Am 30.03.2025 schloss ich den Buchvertrag für das einzelne Privat-Exemplar meines Ratgebers ab und bestellte dieses Einzelexemplar auch gleich. Ich wollte ja sehen, wo was noch zu ändern oder zu verbessern war.
April 2025: Mehr Druck!
Am 02.04.2025 veranlasste ich den Druck eines Privat-Exemplars als Probedurck – und schrieb direkt danach meinen Blogbeitrag über das Buchcover.
Ein weiterer Blogbeitrag folgte am 11.04.2025, als ich diesen privaten Probedruck in Händen hielt. Fehler und notwendige Änderungen im Manuskript konnte ich sehr schnell berichtigen bzw. umsetzen. Das Buchcover noch einmal ganz von vorne aufzusetzen, war für mich schon deutlich schwieriger und zeitaufwändiger. Hundertprozentig zufrieden bin ich mit dem Ergebnis nicht, aber ich habe es alleine mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln und Kenntnissen bestmöglich umgesetzt.
Am 12.04.2025 habe ich meinen Autorenvertrag und den Buchvertrag für die Veröffentlichung meines Ratgebers abgeschlossen. Damit war gesichert, dass das Buch trotz der Oster-Feiertage noch im April 2025 erscheint. Angepeilt hatte ich – meinem Spleen für kuriose Feiertage folgend – den Tag des Buches: 23. April.
Was in der Hektik vor der Veröffentlichung fast unterging: Ich habe am 09.04.2025 zum ersten Mal seit 30 Jahren mal wieder etwas gewonnen! Und diesmal war es etwas, was ich wirklich sehr gern haben wollte: eine Marken-Recherche bei AI Vision Guard! Das eröffnet mir die Möglichkeit, Mein Krisen-Set als Marke zu schützen.
Am 16.04.2025 habe ich alle für den Druck benötigten Dateien bei BoD hochgeladen. Dieser Moment hat mich in mehrerlei Hinsicht verblüfft: es war für mich persönlich historisch, endgültig, aufregend und gleichzeitig völlig unspektakulär. Was dieser Moment auch klärte: mein erstes Buch würde nicht am 23. April herauskommen. Das fand ich schade. Aber hey, wenigstens im April 2025.
Als am 24.04.2025 das Paket mit den ersten 25 Exemplaren meines Ratgebers eintraf, meinten meine Kinder, ich solle es nicht einfach auspacken, sondern diesen „historischen Moment“ in einem Unboxing-Video festhalten. Ja, meinte ich, aber dazu bräuchte ich Hilfe. Gut, das eine Kind führte die Kamera und das andere übernahm den Schnitt – et voila:
Die Mischung aus Stolz, Erschöpfung, Tränen und Gekicher, die ich nach Fertigstellung dieses Videos empfand, werde ich als einmalig in Erinnerung behalten.
Seit dem 26.04.2025 ist mein Ratgeber in der Printversion überall im Buchhandel erhältlich:
Drei Tage später war auch das E-Book freigeschaltet, so dass ich meinen Buch-Werbeflyer noch rechtzeitig vor einer größeren Veranstaltung, auf der ich erstmals für mein Buch werben wollte, fertigstellen und drucken konnte.
Am 30.04.2025 zeigte ein Blick in meine Statistik bei myBoD: Die ersten 6 Exemplare sind verkauft! Das war ein guter Anfang. Freude pur.
Erst zu diesem Zeitpunkt wurde mir bewusst, dass ich mir damit einen heimlichen Lebenstraum erfüllt habe: jetzt bin ich Autorin. Und im inneren Ohr hörte ich die Beatles mit „Paperback Writer“.
Und dann ließ die Spannung nach. Ich fühlte mich wie nach meinem Examen: erleichtert, müde, körperlich und mental erschöpft, aber auch schon ein wenig stolz. Das kann mir keiner mehr nehmen.
Mai 2025: Rundblick
Alles für diesen Rückblick auf mein erstes Buchprojekt zusammenzutragen, macht mir bewusst, was für einen abenteuerlichen und erkenntnisreichen Weg ich in den letzten 14 Monaten zurückgelegt habe. Und wie dankbar ich bin für all die Hinweise, Beiträge, Unterstützung und Ermutigung. Ohne die hätte ich meinen Ratgeber nie fertiggestellt und herausgebracht.
Deshalb steigt am 22. Mai eine kleine Feier – ich will mich bei neun Personen bedanken, die mich und die Entstehung dieses Ratgebers direkt unterstützt haben.
Ende Mai will ich zwei Tage bei der Mut-Tour 2025 mitwandern – mit meinem Ratgeber passe ich sehr gut dazu.
In der Woche der Seelischen Gesundheit vom 10. bis 20. Oktober 2025 möchte ich mich mit meinem Ratgeber beteiligen. Wie genau ist noch nicht ganz klar.